Traditionelle Weihnacht in Transsilvanien: von der vorweihnachtlichen Fastenzeit bis zu den Sternsingern auf den Dörfern

Text: Heike Lammers

Weihnachten kommt! Die Vorbereitungen sind wie in jedem Jahr in vollem Gange. Kein Haus in Transsilvanien, in dem man nicht schon von der erste Morgenstunde an Kuchen bäckt und auf demselben Backofen gleich auch heiße Getränke vorbereitet, während die Hausfrau eingelegte Krautköpfe aus der Speisekammer holt, um sie in köstliche Sarmale zu verwandeln. Der Weihnachtsbaum wartet darauf, geschmückt zu werden, damit unter seinen Zweigen der Weihnachtsmann die schönsten Geschenke versteckt.

Die Weihnachtsgeschichte

In Transsilvanien zelebriert man die weihnachtlichen Traditionen mit hingebungsvoller Andacht. Egal, in welches Haus man blickt: überall spürt man die feierliche Weihnachtsatmosphäre der jeweiligen Region. Was aber bringt schon die reine Auflistung irgendwelcher Traditionen? Viel besser ist, wir erzählen Euch die Geschichte vom Weihnachtsmann, wie man sie in Transsilvanien überliefert hat: Man sagt, Jesus sei in einem Bauernhof zur Welt gekommen, und zwar im Hof des Herrn Weihnacht („Craciun“), eines reichen, aber leider auch sehr hartherzigen Mannes, der es sich angewöhnt hatte, zu viel zu trinken. In der Nacht der Geburt des Erlösers war Herr Weihnacht nicht zu Hause, wohl aber seine Frau Weihnacht, welche der Jungfrau Maria erlaubte, in ihrem Stall das Jesuskind zur Welt zu bringen. Als Herr Weihnacht davon erfuhr, hackte er seiner Ehefrau beide Hände ab, aber die Jungfrau Maria fügte sie wieder zusammen und verwandelte sie in Gold. Dies sehend, fiel Herr Weihnacht auf die Knie und bat die Gottesmutter inständig um Vergebung.

Die vorweihnachtliche Fastenzeit – eine uralte Tradition

Weihnachten beginnt in Transsilvanien traditionell schon lange vor dem eigentlichen Fest. Vom 15. November bis zum 24. Dezember begeht man mit der vorweihnachtlichen Fastenzeit eine Periode der inneren Einkehr, in der die bäuerlichen Arbeiten großenteils ruhen: In dieser Zeit verzichtet man auf den Verzehr von Fleisch. Auf dem Land nützen die Frauen diese Zeit auch im Besonderen, um die Festtagsgewänder für die Weihnachtsfeiertage wieder herzurichten.

Nikolaus-Küchlein

Ähnlich der Tradition des Fastens, so gibt es speziell in den transsilvanischen Dörfern den Brauch der Nikolaus-Küchlein am Abend des Nikolaustages (6. Dezember). Schon am 5. Dezember kommen die Mädchen zusammen, um gemeinsam den Teig für die Küchlein zu kneten. Am Abend versammelt sich dann die Dorfjugend an einem Platz zur großen Nikolaus-Feier, die schon mal zwei Tage dauern kann.

Eine siebenbürgische Tradition: das Räuchern des Hauses

In alten Zeiten, als noch viele Siebenbürger Sachsen in Transsilvanien lebten, praktizierte man in der Luziennacht (vom 12. auf den 13. Dezember) das Räuchern des Hauses. Der Hausvater ging mit einer Schüssel voll Ofenglut, auf der frische Zweige verbrannt wurden, von Raum zu Raum und in die Stallungen, und reinigte diese mit dem aufsteigenden Rauch. Auf diese Weise suchte man Haus und Hof gegen alles Übel zu schützen.

Das transsilvanische „Ansingen“

Ohne Zweifel ist das „Ansingen“ der bekannteste aller Weihnachtsbräuche. Besonders in den Dörfern Transsilvaniens fühlt man sich dieser Tradition mehr verbunden als anderswo. Abends formieren sich die Jünglinge des Ortes in großen, mehr als zwanzig Personen umfassenden Gruppen und ziehen von Haus zu Haus, um Weihnachtslieder zu singen. Dabei muss die Gruppe aus einer geraden Anzahl von Sängern bestehen, sonst – so sagt man – fehlt das Glück beim Gesang. Stoßen die Lieder beim Publikum auf Wohlwollen, überreicht man dem Chor zum Dank Früchte, Nüsse, Kuchen und natürlich ein Glas Glühwein, damit sich die Kehlen wieder aufwärmen können.

Sternsinger und Krippenspiel

Die Tradition des Sternsingens hat man nach Transsilvanien importiert. Einem Chor, der Weihnachtslieder singt, folgt eine Gruppe, die einen aus Holz oder Karton gebastelten Stern vor sich herträgt, der mit einer Girlande geschmückt ist und in der Mitte das Bild der Geburt Christi zeigt. Die Aufgabe dieser Schar ist es, die Geburt des Erlösers zu verkünden. Nun fehlt zur Komplettierung der Sternsinger nur noch die Gruppierung der Jugendlichen, die die Ankunft des Jesuskindes durch ein Krippenspiel verkünden. Sie führen ein Miniaturkirchlein aus Holz und einen Nachbau des Stalles en miniature mit sich, in welchem Christus zur Welt kam. Wer von den Gastgebern geschützt von allem Unheil sein möchte, sollte sich freilich nach der Darbietung in der angenehmen Pflicht fühlen, sich bei den Sternsängern mit einem kleinen Obolus zu bedanken.

Vor allem in den dörflichen Regionen Transsilvaniens lebt die Weihnachtstradition …

Euch allen, die Ihr euch eine weihnachtliche Stimmung wünscht, empfehlen wir wärmstens, Euch eilends auf den Weg zu machen und einige Tage Urlaub in dieser beeindruckenden Gegend einzuplanen!

Bilder aus Siebenbürgen