Die Drachenkämpfer von Malmkrog

Ein Text von : Heike Lammers

Die Drachenkämpfer von Malmkrog – Vlad III. Draculea voll im Bild?

Malmkrog/Malancrav/Almakerek ist ein idyllisches Dörfchen, malerisch eingebettet in die Hügellandschaft zwischen Birthälm und Schäßburg. Der verträumte Ort birgt so manches Geheimnis in seinen Mauern, und so ist es auch kein Wunder, dass der Mihai Eminescu Trust unter der Schirmherrschaft von Prinz Charles in Malmkrog besonders präsent ist. Immerhin gehört die Kirchenburg mit ihren einzigartigen Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu den rumänischen Stätten des Weltkulturerbes. Direkt neben der Kirche befindet sich – auch dies in der Kombination ungewöhnlich – das (vom Trust mit Liebe restaurierte) Schloss der ungarischen Adelsfamilie Apafi, der Kirche und Ort einst gehörten.

Eines der größten Rätsel verbirgt sich jedoch im Altar der Kirche!

Der Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert, gestiftet von der genannten Familie Apafi, ist der Gottesmutter Maria geweiht. Ungewöhnlich ist seine Konstruktion: die meisten Flügelaltäre sind wie Schränke angelegt und daher je nach Festtag entweder auf- oder zugeklappt. Anders der Malmkroger Altar: er besitzt gewissermaßen zwei weitere, hintere Außenflügel, die im Normalzustand der aufgeklappten Vorderflügel nicht sichtbar sind.

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Doch gerade diese zwei unsichtbaren Flügel bilden ein so ungewöhnliches Paar, dass man von einer einzigartigen Darstellung ausgehen muss: Sie zeigen die zwei „Drachenkämpfer“ des christlichen Glaubens – links den Erzengel Michael und rechts den Heiligen Georg.

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Doch damit nicht genug: ein näherer Blick auf den Kopf des „Heiligen Georg“ zeigt einen auffälligen Kopfschmuck. Er besteht aus in sich gedrehten Perlenschnüren, von denen eine auffällig aus dunklen Perlen besteht. Zusammengehalten wird der Perlenkranz von einer Brosche, in deren Zentrum ein Rubin liegt, eingefasst von 10 Perlen, von ihr ausgehend eine Schmuckfeder.

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Eine ähnlich bis identisch markante Kopfbedeckung ziert zeitgleich, wenn nicht gar ausschließlich, nur eine weitere Person – Vlad III., besser bekannt unter dem Namen Vlad Tepes oder Dracula! Er trägt lediglich eine Kappe oberhalb des Kranzes. Je „jünger“ diese Abbildungen werden, desto stilisierter erscheint dabei der Perlenkranz:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 1460, Altarbild St. Maria am Gestade, Vlad III. als Teilnehmer der Kreuzigung Christi

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Ca. 1470-80, Unbekannter steirischer Maler, Altarflügelbild, Vlad III. als Aegeas bei der Kreuzigung des Apostels Andreas (Österreichische Galerie Belvedere, Wien)

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15. Jahrhundert, Meister der Velenje Tafeln, Altartafel,Vlad III. als Pontius Pilatus (Slowenische Nationalgalerie Ljubljana)

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16. Jahrhundert, Schloss Ambras, Postumes Porträt

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Kann es sein, dass auf dem Altar in Malmkrog der junge Vlad III. als „Drachenkämpfer“ dargestellt ist?

 

Dass Vlad III. sich nicht als „Tepes“ gesehen hat, steht fest. Wie selbstverständlich unterzeichnete er bis zu seinem Tod im Jahr 1476 seine Urkunden als Wladislaus Dragwlya oder Ladislaus Dragkulya. Vlads Vater Vlad II., ein Sohn des großen walachischen Fürsten Mircea cel Batran, hatte diesen „Adelsnamen“ in die Familie gebracht, nachdem er 1431 in Nürnberg als Ritter in den sagenhaften Drachenorden aufgenommen worden war.

Der illustre Gründer des Ordens war Sigismund von Luxemburg, der sich 1431 mit Vlad II. im Gefolge auf den Weg nach Rom gemacht hatte, um sich dort zum Kaiser krönen zu lassen. Sigismund hatte den Orden jedoch bereit 1408 ins Leben gerufen, als er zunächst nur König von Ungarn und Kroatien gewesen war, um sein Reich gegen Feinde von außen zu verteidigen. Zu dessen Mitgliedern zählten sowohl männliche Verwandte der Apafis, als auch des Großvaters von Vlad III., des großen Voiwoden der Walachei, Mircea cel Batran und seines Sohnes Vlad II. Einige dieser genealogischen Verzweigungen, speziell hinsichtlich der Mütter und Ehefrauen Vlads II. und Vlads III. als auch der Apafis liegen im Dunklen. Kann es sein, dass die Apafi in Malmkrog nahe Verwandte der Draculesti waren? Würde dies erklären, warum Vlad II. ausgerechnet das nahegelegene Schäßburg zu seinem Asyl-Sitz auserkor und dort auch seine Münzen prägen ließ? Könnten sogar beide Drachenkämpfer des Malmkroger Altars Draculesti im besten Sinne des Wortes sein? Es wäre ein zukunftsweisendes Porträt: Vater und Sohn, abgebildet als Verteidiger der Freiheit einer multiethnischen Gesellschaft von Rumänen, Ungarn und Sachsen …

 

 

 

Bilder aus Siebenbürgen