Zwei Bevölkerungsgruppen prägten das antike Rumänien: die Römer, die als Eroberer kamen, und die Daker, die sich in blutigen Schlachten gegen die Invasion des Imperium Romanum zur Wehr setzten. Die kriegerischen Auseinandersetzungen waren für die Römer traumatisch, obwohl letztendlich ihre militärische Übermacht obsiegte und sie sich selbst – samt besiegten Dakern – auf der Trajanssäule des Forum Romanum abbilden und feiern ließen. Eines der beeindruckendsten Zeugnisse aus dieser Zeit ist Dakiens größte Festungsanlage Sarmizegetusa Regia, gelegen in der Bergregion um Oraştie. Sie thront auf dem 1200 Meter hoch gelegenen Felsplateau des Berges Gradistea – in einer Lage, die wie geschaffen war, Sarmizegetusa zum strategischen Zentrum des dakischen Verteidigungsgeflechts zu erheben, das sich wie ein Netz über die Berghänge von Oraştie spannte.
Vom 1. Dezember 2013 bis 28. Februar 2014 war die Anlage, die 1999 in das Weltkulturerbe der Unesco übernommen wurde, wegen notwendiger Instandsetzungsarbeiten geschlossen.
Um den Ausgrabungsbereich attraktiver zu gestalten, befreite man eine ganze Reihe von Geländestufen von Gestrüpp und Baumbewuchs, mit dem Ergebnis, dass nunmehr ein völlig neuer Einblick in und Blick auf das königliche Sarmizegetusa möglich ist und auf diese Weise sich die Bedeutung dieses Ortes besser nachvollziehen lässt. Denn Sarmizegetusa Regia war nichts weniger als die Hauptstadt des vorrömischen Dakien, die ihren Zenit unter der Herrschaft des legendären Dakerfürsten Decebal erreichte.
Nach der tragischen Niederlage des dakischen Königs im Kampf gegen das römische Imperium gaben die Eroberer die Festung zum Abbruch frei. Sie errichteten statt ihrer inmitten der von ihnen neugeschaffenen römischen Provinz Dacia rund 40 Kilometer südwestlich von Sarmizegetusa Regia eine eigene, römische Hauptstadt Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa. Es war wohl auch der Wunsch nach prestigeträchtiger Kontinuität, weswegen die neuen Niederlassung den Namen des einstmals so mächtigen Epizentrums dakischer Herrschaft erhielt
So wandeln sich die Zeiten: heutzutage ist Sarmizegetusa nur noch ein kleiner Ort mit rund 1500 Einwohnern im Bezirk Hunedoara, erbaut auf den Überresten des antiken römischen Ulpia Traiana Sarmizegetusa.
Ein Besuch in der Festung Sarmizegetusa Regia lohnt sich unbedingt, zumal das „Antike-hautnah-Erlebnis“ schon für einen geringen Obolus zu haben ist: Erwachsene zahlen für den Eintritt 5 Lei (ca. 1,25 Euro), für Kinder, Studenten und Senioren kostet das Ticket lediglich 2 Lei (= 50 Cent). Die Anlage ist ab 1. Mai täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Zum Schutz der historischen Ausgrabungsstätte sind einige Regularien zu beachten, die dem UNESCO-Status geschuldet sind. So können beispielsweise kommerzielle Filmaufnahmen nur gegen eine Gebühr von 300 Lei gemacht werden, die direkte Anfahrt ist nur mit Ticket (10 Lei) möglich.
Text: Heike Lammers